
Wir können das Leben so interpretieren, dass wir in einer Matrix existieren, die wir als unsere Realität begreifen. Natürlich ist das so nicht unbedingt haltbar. Denn ein Verständnis dahingehend, dass das Leben eine Matrix wäre, ist einer relativen Perspektive geschuldet, aus der man auf das Leben sieht. Also natürlich – das Leben ist ein Spiel, wie in einer Matrix, auf einem Spielbrett, in einem Theater – aber ohne Zweifel ist es darüber hinaus noch ungleich mehr, weil es andere Perspektiven gibt, die gleichsam reale Wirklichkeiten ersichtlich werden lassen.
Schauen wir über das bedeutende Spiel, welches in der Gegenwart fast schon inflationsartig bemüht werden will. Derzeit soll das Leben aus einer „Ich“ – also einer erste Person singular Perspektive vermessen werden, die bestenfalls noch mit einer sehr reduzierten Form einer „Wir“ Perspektive, also erste Person plural, anreichert wird. Egomane Despoten und ihre Clans produzieren sich auf in der Zeit weit zurückliegende Weise, weil ihre Perspektive, ihre Weltsicht, sehr eng und limitiert ist. Der ein Bedeutungs- Macht- und ZahlenEgo Produzierende, der polternd zielstrebig durch seinen halluzinierten Erfolgstunnel manövriert, scheint derzeit jener zu sein, der das grosse Programm aufsetzt.
Man blickt durch ein Schlüsselloch in die Welt. Und weil das dem Realitätsverständnis entspricht und man kaum Zugang zu anderen Perspektiven besitzt, respektive nicht über die Fähigkeit oder den Willen verfügt alternative Positionen einzunehmen, versucht man die Welt insgesamt durch das eigene Schlüsselloch zu pressen, und fühlt sich dabei auch noch im Recht. Man handeln dem eigenen Bewusstsein entsprechend. Matrix? – natürlich! Konkret ist das ungefähr so wie bei einem Kind, das Verstecken spielt und, weil es sich selbst die Hände vor die Augen hält, glaubt von anderen nicht gesehen werden zu können.
Natürlich ist diese Perspektive keine Fiktion, sondern höchst real. Sie dominiert in unterschiedlichen Facetten die Welt. Nationalismus, Kapitalismus, Autokratie, Idiokratie, Despotentum. Die Perspektive der ersten Person, veräusserlicht auf Zahlen und materielle Grössen justiert. Und auf einen Personenkreis ausgeweitet, in dem man diese Perspektive kritiklos unterstützt.
An vielen Orten der Welt wird das ähnlich, wenngleich mit unterschiedlichen Schattierungen gehandhabt. Es existieren verschiedene Formen von Despotie, manche mehr auf blanken Egoismus, andere mehr auf Kollektivismus in Form dogmatischer Gleichmacherei getrimmt. Andernorts versucht man sich an Logikpragmatismus, eine Art Narzissmus, die etwas exzessiver nicht mehr nur dem Trieb verfällt, sondern sich sehr einseitig mentaler Akrobatik opfert, wobei die Welt als ein messbarer Gegenstand betrachtet wird und Lebewesen anhand externer Bezugsgrössen vermessen. Auch die sogenannt demokratische Parteienlandschaft ist im Grunde kaum anders geartet. Ich-Ichs dominieren gerne mal Parteien und kämpfen hierzu mit fast martialischen Mehtoden. Lobbies unterwandern den kollektiven Organismus wie Metastasen, weil ihr Schlüsselloch sie hierzu scheinbar legitimiert.
Dazu gesellt sich neuerdings eine Art pluralistische Bemühung, die vorgibt integrieren und gleichstellen zu wollen. Dabei jedoch selbst derart rigide Vorgaben erzeugt, dass sie ihrerseits ausschliesst, diskriminiert, etc. . Das Schlüsselloch darf wachsen, man beginnt die Welt nicht mehr nur als eine Welt der Objekte zu verstehen, sondern erkennt in Ansätzen Subjekte mit individuellen Anlagen, Gefühlen, Ansprüchen, Fähigkeiten. Doch wächst die Perspektive mitunter langsam. Auch der sogenannte Pluralismus, in einer eher objektivierenden Form, die nur Ausschnitte des Gesamten umfasst und die innere, subjektive, geistige Vielfalt allen Lebens aus der eigenen Perspektive vermisst, beschränkt sich auf die Sicht durchs eigene Schlüsselloch, durch die man die Welt gewissenhaft verbessern will. Also schon irgendwie anders, aber dann halt auch nicht so richtig. Das Ich-Ich vermag sich mitunter auch mittels Gutmenschtum in Szene zu setzen.
Per se hat wahrer Pluralismus keinen Sinn, wenn man die Perspektive eines Ich-Ich – also platten Egoismus, oder Retro-Wir-Ich, also Kollektivgeist in Tradition und Vergangenheitskult, aufgrund ihrer relativ engen Perspektive und mangelnden Flexibilität ignoriert, sie ausschliesst und abdrängt. Das ist nicht integrierend. So schmerzhaft diese Tatsachen dann vielleicht auch ist, wenn man sie erkennen muss. Ein gesamtes Bild entsteht erst dann, wenn Ich und Du und Er Sie Es und Wir und Ihr und Sie allesamt und über die gesamte Bandbreite hinweg gesehen werden – und auch mitsamt all ihrer offensichtlichen Unzulänglichkeiten. Und dies nicht nur objektiv als Körper oder Verwaltungsobjekte, sondern als geistige Wesen und Strömungen mit ihren individuellen Eigenschaften, morphenden Zeitgeistern und Kultursystemen. Gerade erleben wir deshalb den Kollaps des Gesamten hautnah, weil die Welt vorwiegend immer noch durch Schlüssellöcher verstanden und in diesem Bild geordnet werden soll. Es ist logisch, dass Kompromiss immer mehr zum Akronym für absehbares Scheitern verkommt.
Dass wir an dieser gegenwärtigen Stelle längst noch nicht dort angelangt sind, wo im Überblick gedacht und agiert werden würde, ist klar. Vielleicht wäre den Häusern des Politikbetriebs durch geschulte Moderatoren geholfen. Doch müsste das auf eine gelebte Bereitschaft treffen, sich in ein grösseres Gesamtes konstruktiv und in einem angemessenen Rahmen einzufügen zu wollen. Das erleben wir nun wirklich nicht. Ungezügelt dürfen die EgoGladiatoren dort aufeinanderprallen und ihre jeweiligen Schlüssellochweltbilder gegeneinander auskämpfen. Auf dass der Lauteste und Perfideste gewinne. Dieses Schauspiel ist zu grossen Teilen nicht so geartet, wie es einem kultivierten Wesen, das sich sapiens betiteln möchte, würdig wäre.
Noch kämpfen Egos darum sich ewig währende Mythen von bedeutungsvollen „Ichs“ zu generieren. Und scheuen hierfür mitunter keine Kosten, für die sie gerne auch andere und auf vielfältige Weise zahlen lassen. „Ich“ gibt den Gruppenkodex vor. Wer nicht pariert, oder mitunter auch nur anders aussieht, verdient keinen Platz im Sichtfeld. Also scharen sich gefügige Helferlein um die Gladiatoren, und scheuen sich nicht, als humanoide Pitbulls an den Geistesleinen in den Ring zu steigen.
Noch blickt man durch enge Schlüssellöcher auf die Welt, anstatt Türen zu öffnen und sie schliesslich zu entfernen, und die Welt insgesamt in ihrer Vielfalt tatsächlich so zu nehmen, wie sie ist.
Also natürlich – wir existieren in einer Matrix. Die gegenwärtig von durchaus übersichtlich bemessenen Geistern organisiert werden will und auch soll. Denn wir sind es selbst, die das Schlüsselloch per Wahl zu dem Schlüsselloch machen, das es ist. Wir beleben selbst jene Schlüssellochromantik, die unserem Bewusstseinsstand entspricht und tragen das bereits per Wahlzettel stellvertretend hinaus in die Welt. Wundern brauchen uns dann wirklich nicht, wenn zeitnah die dadurch erzeugten Engpässe im realen Leben derart dramatisch werden, dass wir selbst auch direkt Schaden nehmen. Die Effekte des Schlüssellochkonsens, den wir zwischenzeitlich fast schon rituell praktizieren, zeigen sich ja längst ganz massiv in unserer Realität.
Im Grund könnte man hier einfach Abhilfe schaffen. Doch scheint das in Summe schwer, weil der Ich-Ich Mensch in seiner Matrix haust, wir ihn mitsamt seiner Matrix schützen und ihn immer noch weiter legitimieren. Also – die eigene Perspektive ist auszuweiten. Erst eine wirkliche Öffnung verspricht ein besseres Leben, den Schlüssel im Loch umzudrehen und sich in der Vergangenheit zu verbarrikadieren, bedeutet sich in einer fiktiven Geistesmatrix auf Sicht und immer weiter selbst abzutöten. Ein wirklicher Dienst am Leben kann das niemals sein. Und in einer zunehmend explodierenden globalen Entwicklung schwimmen die Felle immer noch schneller davon. Es ist einfach dumm, sich die Hände vor die Augen zu halten und dabei auch noch anzunehmen, man käme damit durch, ohne gesehen, also zur Rechenschaft gezogen zu werden.
Einfach gesagt, liebe das Leben in Summe und insgesamt, nicht nur dich selbst und bestenfalls noch deinen Nächsten, sofern er dir einen Vorteil verspricht. Und denke darüber nach, was bedingungslose, universelle Liebe wirklich ist, von der wahre Propheten seit Urzeiten unisono berichten. Im Kern wird wahre Liebe oft missinterpretiert. Was am Schlüsselloch liegt, durch das man in die Welt hinaus sieht und nicht mehr erkennt, als dies.