Pluralität, gesellschaftliche Verantwortung und politischer Stil
PROBLEMSTELLUNG UND GRÖßERER ZUSAMMENHANG:
Man sollte offen die Frage stellen, an welcher Stelle wir als Gesellschaft in der globalen Entwicklung stehen und welche Rolle wir einnehmen möchten. Es sind grundsätzliche Fragen, die das Problem der Pandemie bei weitem übersteigen. Klärungsprozesse von ethischer und moralischer Art müssen angestoßen werden. Wichtig ist hierbei, dass die gängigen Schemen überschritten und eine höhere, integrierende Perspektive eingenommen wird, wie sie auch geisteswissenschaftlich längst schlüssig ist. Dies verlangt nach einem Diskurs, der gemeinschaftlich und offen zu führen ist, um in der globalen Entwicklung nicht noch weiter in das Hintertreffen zu geraten. Die westlichen Demokratien sind im Begriff sich selbst in eine schlechte Position auf der Weltbühne zu navigieren, weil sie sich kaum in der Lage zeigen, sich von innen heraus zu reformieren.
REFORMSTAU UND UNNÖTIGER KONSERVATISMUS.
Wohin überzogener Konservatismus und Lobbyismus führen, sollte zwischenzeitlich jedem einleuchten. Deutschland und Europa hinkt technologisch wie organisatorisch in vielen Belangen globalen Standards hinterher. Längst wurde vieles, was einst sinnvoll und wertvoll war, zu einer Bürde. Notwendige Entwicklungen wurden verschlafen oder vielleicht auch gezielt unterbunden. Zu bedeutenden Teilen leben wir in einer dgmatischen mentalen Glocke, in der wir um uns selbst zirkulieren und den Vergleich mit der sich explosionsartig verändernden globalen Realität gerne ignorieren. Was derzeit als visionär betrachtet werden möchte, sind lediglich kleine Schritte auf einem viel größeren Weg. Sie können nicht mehr als ein Anfang sein. Erschwerend gesellen sich irrationale bürokratische Hürden und langwierige Entscheidungsprozesse hinzu. Wir treiben mit Schlagseite auf einem trägen Tanker auf stürmischer See.
Ein wirklicher Neustart müsst viel grundlegender ausfallen.
Als ein Beispiel möchte ich die Energiewende anführen. Wer ist wirklich der Ansicht, dass eine Landschaft, die großflächig mit Windrädern verunziert ist, eine langfristige Lösung unseres temporären Energieproblems bringen kann? Wer kann es tatsächlich als sinnvoll erachten, ein 2 Tonnen SUV mit Dieselantrieb durch ein 2,5 Tonnen SUV mit Elektroantrieb zu ersetzen? Wer kann wirklich an einer Rückkehr der Atomkraft interessiert sein? Diskutiert man vielleicht an ganz falscher Stelle und dreht an den falschen Schrauben? Denn ist das globale ökologische Problem nicht in erster Linie eine Frage nach einem Höheren Verständnis von Lebensstil und Wohlstand, nach der Verteilung von Geldvermögen und individuellen Bedürfnisstrukturen?
Wäre es nicht vielleicht eine gute Gelegenheit, um übergeordnet ausgerichtete und neue Fragen zu stellen? Um die Gesamtsituation aus einer höheren Perspektive zu sehen und ein holistisch verstandenes Konzept zu erarbeiten, das visionär sein kann und wirklich neue Chancen auslotet? Sind wir nicht viel zu eingleisig in wirtschaftsorientiertes und empirisches Denken abgeglitten, ohne es bemerkt zu haben?
Wer gewinnen will, muss auch etwas riskieren und bereit sein, sich zu verändern! Es ist allgemein bekannt, dass in der Zeitgeschichte turnusgemäß Paradigmen wechseln. Und dass es sinnvoll ist, wenn sich dies von innen heraus. aus einer Gesellschaft getragen, vollziehen kann. Wir erleben eine Zeit, in der Öffnung für Neues und Aufklärung dringend nötig sind. Es gilt über den eigenen Tellerrand zu blicken und sich neue Visionen zu erschliessen. Und Gesellschaften sind insgesamt, in ihrer gesamten Vielfalt, inclusive ihrer Unterschiede zu sehen und auf den Weg mitzunehmen. Ohne dies gelangen sie in einer Welt, die von Beschleunigungsprogression gekennzeichnet ist, in der globalen Entwicklung nur noch weiter in das Hintertreffen. Meinungsvielfalt und ein Reichtum aus Andersrtigkeit und Ver-rücktheit sind doch das wahre Kapital, das eine Gesellschaft in eine bessere Zukunft führen kann!
Es geht doch nicht um einen möglichen Umsturz eines Systems, wie es in den vorherrschenden Medien gerne als Totschlagargument inflationär gegen kritische Stimmen angeführt wird. Sondern ganz im Gegenteil darum, das vorhandene System von nicht mehr zeitgemäßen Teilen zu befreien und es für die Zukunft besser aufzustellen. Es geht um eine Demokratie 2.0, eine Struktur 2.0, eine angemessene Wertelandschaft 2.0. Ein Post-Covid Brainstorming ist angemaht, um ein überfälliges gesellschaftliches Upgrade anzugehen. Um im Sinne der (aller!) Menschen zu agieren und den zwischenzeitlich vorherrschenden Verhältnissen angemessen begegnen zu können. Wir leben nicht mehr in der Mitte des 20. Jahrhunderts!
Der Mensch verändert sich, bringt ein neues Selbstverständnis und Anspruchsverhalten hervor. Der Zeitgeist entwickelt sich fortlaufend, denn der geistige Aufstieg des Menschen ist eine natürliche Gegebenheit. Dies gilt es im System wahrzunehmen und es muss angemessen darauf reagieren können. (Wenn man schon nicht in der Lage ist antizipativ zu denken, was anderen Staaten durchaus auch gelingem will). Offensichtlich sind manche demokratischen Systeme, bzw. ihr lenkendes Personal, hiermit zunehmend überfordert. Andernfalls wären sie aufgeschlossener gegenüber alternativen Meinungen und an einem anregenden Diskurs interessiert.
Konkret zeigen sie sich dann aber doch eher selbstschützend und dogmatisch separierend, wie dies in der Pandemie zunehmend zur Normalität geworden ist.
Die Welt entwickelt sich und strebt in immer höhere Zustände. Diese Entwicklung vollzieht sich in Wellen. Eine längerfristige Stabilität ist nur dann wahrscheinlich, wenn sich alle Bereiche des Lebens auf einem höheren Lebensverständnis gründen. Nur Technologien anzupassen oder neu zu entwickeln, führt nirgendwo hin. Vielmehr muss ein höherer Konsens zwischen Vertretung und Volk herbeigeführt werden, ein höheres geistiges Arrangement ist zu finden. In der heutigen Zeit verlangt es noch ungleich dringlicher nach einem höheren Zeitgeist, als nach neuen Technologien. Um hierüber nachzudenken, bietet die aktuelle Lage eine hervorragende Gelegenheit. Es sind besonders die turbulenten Zeiten, in denen Gesellschaften eine besondere Kraft zur Transformation sammeln können. Aber es sind auch jene Zeiten, in denen Errungenschaften verloren gehen und ein Rückschritt in alte Paradigmen passieren kann. So, wie es als Tendenz über die vergangenen Jahre an vielen Stellen schmerzhaft beobachtet werden musste. Die menschliche Geschichte ist zerfurcht von Rückfall und Desaster.
AUFRUF ZUR VERSÖHNUNG
Es geht also darum sich zu versöhnen. Jedoch nicht in der Hoffnung auf eine Rückkehr auf ein bereits überschrittenes Niveau. Das ist eine naive Vorstellung, die nicht realistisch ist. Es verlangt danach ein neues Arrangement zu finden, in der die unterschiedlichen Teile der Gesellschaft besser verstanden und vernetzt werden. Die gesellschaftliche Vielfalt steigt. Insbesondere junge Menschen denken progressiver, setzen neue Prioritäten und besitzen mitunter einen umfassenderen Betrachtungshorizont. Und zunehmend mehr ältere Menschen leben in jugendlicher geistiger Frische auf. Diese Entwicklung ist als Chance zu sehen. Es gilt das Potenzial zu heben und zu adressieren, das ungenutzt in der Gesellschaft schlummert.
Die Versöhnung wird nur dann erfolgreich sein, wenn sich die Gesellschaft insgesamt vorwärts bewegt. Politik und Medienwelt sollten sich der besonderen Aufgabe bewusst sein, die ihnen diesbezüglich zukommt. In der Geschichte folgten auf Zeiten wie dieser nur zu oft Disruption oder kriegerische Auseinandersetzung. Schnell können aus Chancen umkalkulierbare Risiken werden, wenn man den Zug der Entwicklung verpasst und den Bogen überspannt.
Aus aktuellem Anlass sollte das geistige Gewirr um Impfpflicht und Regulierungswut etwas distanzierter betrachtet werden. Wie die Pandemie gehandhabt und wie mit Menschen umgegangen wurde und wird, hat tiefe Gräben hinterlassen. Vieles von dem war unnötig und unangemessen, selbst angesichts der Dringlichkeit der Lage. Was sich derzeit bezüglich Stigmatisierung von Randgruppen ereignet, ist einer Demokratie nicht würdig. Sie lässt sich nicht entwickeln, indem man die Vielfalt aufgrund unzureichender Gründe und Daten zu unterdrücken beginnt. Dies ist generell nicht eine Basis, auf der eine Gesellschaft zur Blüte kommen kann, die für sich in Anspruch nimmt pluralistisch und offen zu sein. Wer braucht nach Gender- und Impfabsolutismus als nächstes dann vielleicht einen totalitätren Öko-Fanatismus? Ein Dogma durch ein anderes Dogma zu ersetzen und aus einer selbsternannten Mitte Randgruppen direkt oder indirekt zu diskriminieren wird nicht dazu beitragen eine positiven Schwung in einer Gesellschaft zu entfachen.
Das Leben ist zu wertvoll, um es in Angstmache und Panik, Separation und Bevormundung mutwillig zu ersticken. Diesbezüglich ist ein verträgliches Maß längst schon überschritten. Die Sekundäreffekte um die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie sind unnötiger Weise viel zu bedeutend geworden. Es ist höchste Zeit, das Geschehen in all seinen Facetten, auch all dem, was wie es offensichtlich ist, medienwirksam unter den Teppich gekehrt wurde, nüchtern aufzuarbeiten. Die existierende Vertrauenskrise in System und Vertretung, die einen mittlerweile bedeutenden Teil der Gesellschaft betrifft, ist hausgemacht.
STOP DER STIGMATISIERUNG UND AUSGRENZUNG:
Die Stigmatisierung aller, die sich mit der Impfung und den Corona Maßnahmen auch kritisch auseinandersetzen, ist unangemessen. Unter dem Deckmantel von Pluralität und Systemrelevanz schliesst man Teile der Gesellschaft nicht nur gezielt aus und entzieht ihnen Rechte und ihre Menschenwürde. Viel schlimmer ist, dass sie tendenziell geächtet, verbal und konkret aus der Gesellschaft ausgestossen werden. Das gleicht manchmal fast schon einer mittelalterlichen Hexenjagd.
Wer nicht dafür ist, muss dagegen sein. Die psychologischen Langzeitwirkungen dieser politisch wohl gewollten oder zumindest tolerierten Kommunikation sind verheerend. Ein derartiges Verhalten ist der Entwicklung einer lebendigen Gesellschaft kaum dienlich. Die offensichtlich zielgerichtete Propaganda und diverse Entscheidungen der Regierungen spalten nicht nicht nur auf eine unangemessene Weise, sie entziehen dem politischen Diskurs und dem System Glaubwürdigkeit und Legitimation. Es ist sehr bedauerlich, dass beim Thema Corona nicht liberaler, bedachter und weitsichtiger gehandelt wurde. Viele Menschen empfinden es inzwischen als einen direkten Eingriff ihn ihre Freiheitsrechte und wie einen Verstoß gegen ihre Menschenwürde. Hier sollte es retrospektiv viel aufzuarbeiten geben.
Politische Korrektheit, nur der Wahrung einer Mehrheit oder einer besonderen Position wegen, ist nicht im Sinne des demokratischen Grundkonsenses. Das teils überintellektuelle, ökonomisch und empirisch zu einseitig überhöhte Gedankengut, das unsere Gegenwart prägt, ist in eine höhere, holistische Ordnung der Menschlichkeit zu überführen. Humanität als etwas ethisch umfassend Anspruchsvolles – und das Leben nicht nur anhand äußerlich erfassbarer Erscheinungen, sondern auch in seiner geistigen Natur zu begreifen.
Ich persönlich finde es längst verstörend, in welch separierende und stigmatisierende Tendenzen der gerne schön geredete Pluralismus tatsächlich entgleist.
Robert
RATIO GLOBALIS, Der GLOBAL MIND im Aufstieg des Bewusstseins